Schmetterlingsprojekt Waldeck Frankenberg
Was wäre die warme Jahreszeit ohne unsere bunten „Gaukler der Lüfte“? Weiden, Wiesen und Gärten sähen viel trostloser aus, gäbe es nicht die vielen schönen Schmetterlinge. Doch viele der einheimischen Tagfalterarten sind bedroht. Ihre Lebensräume werden zerstört, die Futterpflanzen der Raupen durch hochwirksame Herbizide stark dezimiert. Blütenreiche Wiesen und artenreiche Wegraine innerhalb der stark genutzten Kulturlandschaft sind daher wichtige Lebensräume und Rückzugsorte für die Falter.
Lebensraum für die „Gaukler der Lüfte”
Überlebensinseln für Schmetterlinge
In der Nähe von Viermünden im Landkreis Waldeck-Frankenberg hat der BUND nach und nach mehrere Grundstücke mit einer Größe von insgesamt circa zwei Hektar gekauft und die Bewirtschaftung entsprechend schmetterlingsfreundlich angepasst. Die Flächen liegen in einem Mosaik aus Fichtenforsten, Ackerflächen, Wiesen und Weiden.
Auch kommen vereinzelt noch kleine Heideflächen sowie Schafweiden vor.
Die Wiesenstücke an der sogenannten „Weidmannshelle“ werden seit einigen Jahren
extensiv bewirtschaftet.
Das bedeutet:
- ein- bis zweischürige Mahd
- keine Dauerbeweidung
- keine Düngung der Flächen
- Streifenmahdsystem
Durch diese Art der Bewirtschaftung ist gewährleistet, dass die Flächen nach und nach „aushagern“, d.h. durch Nährstoffentzug und unterlassene Düngung wird der Boden immer nährstoffarmer, wodurch dominante, an nährstoffreiche Böden angepasste Arten, wie z.B. Löwenzahn, verschwinden und Platz machen für Arten nährstoffarmer Standorte, wie z.B. die Kuckucks-Lichtnelke. Gleichzeitig stellen sich ein größeres Artenspektrum an Blütenpflanzen und damit auch ein höheres Blütenreichtum ein, von dem die Falter profitieren. Beim Streifenmahdsystem bleiben bei der Mahd Streifen von gewisser Breite stehen, die dann den Schmetterlingen weiterhin Nahrung bieten und die Beendigung des Lebenszyklus bestimmter Arten gewährleisten können. Die Aushagerung von Wiesen nimmt, wie so viele Vorgänge in der Natur, eine lange Zeit in Anspruch und braucht viel Geduld.
Viele Arten – viele unterschiedliche Lebensraumansprüche
Uns ist bewusst, dass bei der Gestaltung und Bewirtschaftung von einzelnen Grundstücken Grenzen in der Einflussnahme auf die großräumige Entwicklung von Schmetterlingspopulationen bestehen. Denn natürlich wirken Stoffeinträge, welche die gesamte Landschaft betreffen, wie z.B. Abdrift von Düngemitteln und Herbiziden von Ackerflächen oder Stoffeinträge aus der Luft, auf alle Flächen ein. Auch kann man nicht den Ansprüchen aller Schmetterlingsarten gleichzeitig gerecht werden, zu unterschiedlich sind die Ansprüche einzelner Arten. Brauchen die einen mehr Waldränder, Gebüsche und Hecken, so ist der Lebensraum anderer Arten durch Offenlandbiotope (Wiesen, Weiden, Ackerflächen) geprägt. Dennoch möchten wir „Überlebensinseln“ für Schmetterlinge, aber auch für viele weitere Insektenarten wie z.B. Wildbienen schaffen.
Positiver Nebeneffekt: Auch vielen Wildtieren, von der Feldlerche über Feldhase bis zum Reh, wird durch die extensive Bewirtschaftungsweise sehr geholfen.