Vorstand OV
Dr. Karl-Heinz Wenz
Schwalbenhaus in Haina
Schwalben finden in Haina immer weniger Wasserflächen - Die Ursache dafür ist die Zerstörung des Naturschutzgebietes "Wohrateiche bei Haina"
Die einzigen größeren Wasserflächen um Haina bildeten bis vor wenigen Jahren die beiden großen Wohrateiche; einzigartige Orte mit historischer, natur- und denkmalschutzrechtlicher Bedeutung. Die Wohrateiche sind seit 1985 Teil des knapp 70 Hektar umfassenden Naturschutzgebietes „Wohrateiche bei Haina“.
Eigentümer des Naturschutzgebietes ist der LWV Hessen. Aus von ihm nicht näher dargelegten wirtschaftlichen Überlegungen (Zitat Beigeordneter Schütz im hr-Interview: "Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?") und unter unsubstantiiertem Hinweis auf Hochwassergefahren will er die Teiche beseitigen. Das hat er in einer mit „Behinderungen durch das Fällen von Bäumen“ überschriebenen Pressemitteilung vom 22. Februar 2019 ganz nebenbei verkündet. Dass dies naturschutzrechtlich eigentlich verboten ist, kümmert ihn als milliardenschweren Player mit großem politischem Gewicht wenig.
Seit 2019 ist nichts passiert, was in Richtung Natur- und Umweltschutz weist. Im Gegenteil wurden diverse Tierpopulationen wie Teichmuscheln und Edelkrebse "umgesiedelt", das heißt aus dem Naturschutzgebiet entfernt. Anderen wurden durch das Ablassen des Wassers - im oberen Teich ganzjährig, im unteren zeitweise - die Lebensgrundlagen genommen. Hierzu zählen die gesetzlich eigentlich streng geschützten Fledermausarten, aber auch die Schwalben. Die weiten offenen Wasserflächen waren ein beliebtes Jagdgebiet der Schwalben und Hainaer Bürger genossen es, beim Abendspaziergang den Tieren dort bei ihren rasanten Flugmanövern zusehen zu können.
Die Proteste der Bevölkerung - es wurden von der Bürgerinitiative „Rettet die Wohrateiche“ www.wohrateiche.de spontan weit über 2.000 Unterschriften gesammelt - und der örtlichen politischen Gremien ignoriert der LWV. Gesprächsbereitschaft gibt es keine. Transparenz Fehlanzeige.
Um ein Zeichen zu setzen, wurde jetzt in Haina in der Dorfmitte auf Initiative des BUND Ortsverbandes, finanziert mit Hilfe eines Gewinns aus der Hessischen Umweltlotterie und durch Spenden, ein Schwalbenhaus errichtet.
Am 26.04.23 wurde das von einer örtlichen Zimmerei liebevoll gestaltete Schwalbenhaus während einer Feierstunde aufgestellt. Schul-und Kindergartenkinder verfolgten gespannt und aufgeregt das Geschehen. Sie hatten im Vorfeld schon einiges über Schwalben erfahren können und brachten nun selbstgemalte Bilder mit, mit denen das Haus nach der Aufstellung geschmückt wurde. An der benachbarten Schule und beim Kindergarten wollen die Kinder bald Lehmkuhlen anlegen, damit die Schwalben Material zum Bau weiterer Nester finden können.
Das Schwalbenhaus kann selbstverständlich die Teiche nicht ersetzen. Es kann aber Alt und Jung an zentraler Stelle anschaulich verdeutlichen, wie wichtig Biodiversität ist. Das Schwalbenhaus ist auch ein konstruktives Symbol des Widerstandes der Bevölkerung und ein Aufruf zum Artenschutz.
April 2023
Gertraude Wenz